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Entwicklung in Deutschland
Im Jahr 1991 wurde mit dem Stromeinspeisegesetzes erstmalig die Einspeisung des Stroms aus erneuerbaren Energien gesetzlich geregelt. Der wesentlich bedeutendere Schritt folgte unter der rot-grünen Bundesregierung im Jahr 2000, die Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Seitdem hat sich die Branche grundlegend verändert.
Es war klar geregelt, dass Strom aus regenerativen Quellen einen Einspeisevorrang genießt und eine auskömmliche Vergütung dafür gezahlt wird. Es begann eine Boom-Phase mit unglaublichen Wachstumsraten. In den ersten Jahren dieses Zeitraumes waren noch Ökos und Pioniere prägend für die ganze Branche. Inzwischen ist davon Nicht mehr viel zu spüren. Die Entwicklung hat auch vor den erneuerbaren Energien nicht halt gemacht.
Heute handelt es sich dabei um einen ausgewachsenen Wirtschaftszweig, eine eigene Industrie, mit entsprechend vielfältigen Stellenprofilen. Um die Jahrtausendwende waren noch „nur“ 104.000 Menschen in Deutschland beruflich mit erneuerbaren Energien befasst. In den vergangenen beiden Dekaden ist diese Zahl um ein Vielfaches gestiegen.
Nach den Zahlen des zuständigen Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie wurde zwar der bisherige Höhepunkt, mit 416.500 Beschäftigten, bereits 2011 überschritten, aber auch im Jahr 2016 sind es noch mehr als 316.000 Menschen. Das entspricht etwa 0,7 % aller Erwerbstätigen in Deutschland. Zum Vergleich: In der Braunkohlenindustrie gab es im Jahr 2016 unter 20.000 Beschäftigte, Tendenz sinkend.
Wie sehr die ganze Branche immer noch von der Politik geprägt ist, zeigt sich daran, dass jede Veränderung des EEG zu Verwerfungen am Arbeitsmarkt führt. So ist der Rückgang der Beschäftigten auf den Niedergang der Fotovoltaik-Industrie in den Jahren 2011 bis 2013 durch die massiv reduzierte Einspeisevergütung und den Einbruch der Zubauzahlen im Bereich Windenergie ab dem Jahr 2017 zurückzuführen. Das frühere Vorzeigemodell EEG ist inzwischen sehr stark ausgebremst worden. Einzelmaßnahmen, wie der in Bayern festgelegte Abstand von zehn Rotordurchmessern zur nächsten Siedlung, verstärken diese Effekte.
Allerdings muss man dazu sagen, dass eine gezielte Förderung zwar helfen würde, eine hohe Ausbaugeschwindigkeit zu erreichen, insbesondere Fotovoltaik-Anlagen und Windenergie-Anlagen aber auch ohne Förderung wirtschaftlich sind. Sie haben die sogenannte Netzparität erreicht.
Entwicklung weltweit
- Wer erneuerbare Energien denkt, muss daher oft auch international denken. Weltweit steigen die installierte Leistung und die Beschäftigtenzahlen weiterhin stark an.
- So ist inzwischen China führend im Bereich der Zellproduktion für Fotovoltaik und auch ein Großteil der Modulproduktion ist im Reich der Mitte angesiedelt. Ähnliches gilt für die Windenergie. Seit Jahren ist China das Land mit der größten installierten Leistung.
- Auch Qualität und Quantität der dort produzierten Anlagen steigt kontinuierlich. So arbeiten in China im Jahr 2018 allein im Bereich Windenergie 510.000 Menschen.
- Selbst die USA sind in absoluten Zahlen besser als ihr Ruf. Besonders in Kalifornien, aber auch über das ganze Land verteilt, gibt es viele, innovative Firmen in dem Bereich.
- Weltweit waren es 2018 etwa elf Millionen Beschäftigte in der Branche. Davon entfielen 3,6 Millionen auf Fotovoltaik, 2,1 Millionen auf Biokraftstoffe, nur geringfügig weniger auf Wasserkraft, 1,2 Millionen auf Windenergie, und jeweils rund achthunderttausend auf die Bereiche Solarthermie und (feste) Biomasse. Der Rest verteilt sich auf kleinere Segmente.
Zukunftsprognose
Der Klimawandel ist wahrscheinlich die größte Herausforderung des noch jungen Jahrtausends. Bei vielen Umweltschützern herrscht die Meinung vor, dass nicht genug getan wird. Gut möglich, dass das richtig ist. Trotzdem trägt das massive, weltweite Medienecho zur Akzeptanz der erneuerbaren Energien bei.
Entwicklungsländer decken vermehrt den steigenden Energiebedarf mit Erneuerbaren Energien und der Fortschritt der Elektromobilität trägt seinen Teil dazu bei. Ein Elektroauto benötigt zwar keinen Ökostrom zum Fahren, oft gehört das aber mit zum Konzept. Teilweise bieten Elektroautohersteller auch Haushaltsspeicher oder Fotovoltaikmodule an.
Insgesamt ist davon auszugehen, dass weltweit die Bedeutung der erneuerbaren Energien weiter zunehmen wird. Lokale Rückschritte können daran wenig ändern.
Für die Situation in Deutschland wird allerdings entscheidend sein, ob wirtschaftliche und auch rechtlich umsetzbare Konzepte für den Weiterbetrieb der Anlagen nach Ablauf der EEG-Förderung oder Repowering entwickelt werden. Gelingt das, wird der Stellenmarkt bei uns wieder wachsen.
Bandbreite der Jobs im Bereich der erneuerbaren Energien
Die erneuerbaren Energien sind dem Nischendasein entwachsen. Das zeigt sich am stetig steigenden und durchaus nennenswerten Anteil am Strom im deutschen Netz und am Gesamtenergieverbrauch insgesamt. Die Folge für den Stellenmarkt ist, dass die Bandbreite der Stellenprofile der auf dem Arbeitsmarkt allgemein entspricht.
Es gibt die Spezialisten, die nach 15 Jahren Studium grade das Niveau erreicht haben, das sie für ihren Job brauchen. Es gibt die Allrounder, die immer dort einspringen, wo jemand gebraucht wird. Nach wie vor begegnet man vielen Idealisten und Pionieren in den entsprechenden Firmen, das ist aber keine Voraussetzung mehr.
Zusammengehalten wird die Branche von den gleichen Charakteren, wie sie überall zu finden sind. Bürokaufleute, Elektriker, Mechatroniker, Buchhalter, Zimmerleute, aber auch Softwareentwickler und wie sie alle heißen. Es gibt sogar einen Hersteller von Windenergieanlagen, der zum Transport der Giganten eine eigene Eisenbahngesellschaft gegründet hat – was natürlich heißt, dass dort auch Lokführer im Bereich der erneuerbaren Energien arbeiten. Ganz normale Menschen mit ganz normalen Berufen eben.
Verstärkt schlägt in den letzten Jahren auch die allgemeine Digitalisierung auf die erneuerbaren Energien durch. Blockchain-Experten finden hier genauso Anwendungsfelder wie Data Scientists, die ihre Machine Learning Algorithmen und künstliche Intelligenz auf die Probleme der Branche anpassen.
Ähnlich breit ist das Spektrum der Firmen, die in dem Feld aktiv sind. Hier sind Konzerne mit mehreren 10.000 Mitarbeitern genau so zu finden wie Einzelunternehmen und Selbstständige. Jede Größe hat Vor- und Nachteile, die es abzuwägen gilt. Während in kleinen Unternehmen die Flexibilität und der Gestaltungsspielraum größer sind und oft der direkte Kontakt zum Geschäftsführer besteht, gibt es in Konzernen klarere Karrierepfade, meistens die bessere Bezahlung und klare Strukturen.
Neben den Arbeitsplätzen, die unmittelbar mit Erneuerbaren Energien zu tun haben, gibt es eine ganze Reihe davon abhängiger Firmen und daraus erwachsener Nebeneinkommen, die hier nicht weiter betrachtet werden sollen, aber doch irgendwie dazu gehören. So können zum Beispiel die Betreiber der mehr als 1,5 Millionen Fotovoltaik-Anlagen in Deutschland, die daraus ein Nebeneinkommen erwirtschaften, nicht mitgezählt werden, wenn es um Jobs geht. Dazu kommen Bäcker, Caterer und Reinigungskräfte, die besonders an den Standorten größerer Firmen nur dadurch eine Geschäftsgrundlage haben.
Welche Ausbildungen machen hier am meisten Sinn?
Es gibt nicht die eine Ausbildung für den Bereich erneuerbare Energien. Im vorigen Abschnitt wurde schon gezeigt, dass für fast jeden Beruf auch ein Anwendungsfeld in dieser Branche existiert. Daher ist es sinnvoll, sich zunächst zu fragen, was man eigentlich machen will. Erst, wenn man darauf eine Antwort gefunden hat, kann man nach der richtigen Ausbildung suchen. Eine Ausnahme bilden Elektriker und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Diese Gewerke werden in großen Teilgebieten der erneuerbaren Energien benötigt. Für verschiedene Teilbereiche gibt es jedoch sehr zielgerichtete Zusatzausbildungen, die das nötige Wissen vermitteln.
Etwas konkreter wird es, wenn man eine Tätigkeit ausüben möchte, die in der Planung und Entwicklung angesiedelt ist. Hier sind oft Spezialisten gesucht. Im Bereich der Windenergie und der Fotovoltaik sind das nicht selten Ingenieure, Physiker und Meteorologen. Teilweise gibt es hier auch spezialisierte Studiengänge, die ganz konkret für diese Schwerpunkt ausbilden. Für die Entwicklung von Biogasanlagen sind Verfahrenstechniker oder Mikrobiologen die erste Wahl.
Hilfreiche Zusatzqualifikationen
- Je nach Einsatzbereich gibt es verschiedenste Zusatzqualifikationen, die nützlich sein können, um erfolgreich zu werden. Die Liste der Möglichkeiten ist lang, entsprechend kann hier auch nur eine Auswahl präsentiert werden.
- In einer jungen Industrie werden Weiterentwicklungen verhältnismäßig schnell vollzogen und fordern in besonderem Maße ständige Weiterbildung. Kreative Ideen zur Lösung der alltäglichen Probleme sind ein klarer Vorteil.
- Wer sich darauf einlässt, hat gute Chancen, Fuß zu fassen. Daher sind hilfreiche Zusatzqualifikationen, je nach Firma, auch genau die Dinge, die am wenigsten mit dem eigentlichen Thema zu tun haben. Das können beispielsweise ein ADA-Schein (Berechtigung zur Eintragung als Ausbilder) oder Sprachkenntnisse in Arabisch sein. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
- Neben den unten vorgestellten Zusatzausbildungen bieten viele Hersteller Ausbildungen zur Installation und Wartung der eigenen Produkte an. Diese Kurse werden keinen großen Unterschied im Bewerbungsprozess machen, können aber sehr wohl das Zünglein an der Waage sein.
Im Folgenden werden einige Weiterbildungen für sehr spezielle Bereiche gezeigt.
6.1. Fotovoltaik
- Für Installateure von Fotovoltaik-Anlagen werden meistens Zimmerleute, Dachdecker oder Elektriker eingesetzt. Jeder bringt sein Fachwissen mit. Dachdecker und Zimmerleute sind es gewohnt, auf Dächern zu arbeiten.
- Elektriker verstehen, was die Fotovoltaik-Anlage wo macht. In Deutschland darf eine elektrische Anlage, was eine Fotovoltaik-Anlage ja ist, nur eine Elektrofachkraft installieren.
- Zimmerleute und Dachdecker fallen da nicht drunter. Dafür gibt es eine Zusatzausbildung zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten, die von den betroffenen Handwerkern absolviert werden kann.
- Im Gegensatz dazu bietet es sich für Elektriker und andere, nicht im Hochbau tätige, Handwerker an, eine Weiterbildung zum Thema Gerüstbau zu besuchen. Gerüste dürfen nur unter Aufsicht einer „befähigten Person Gerüstbau“ auf-, um- und abgebaut werden.
- Dazu kann unter bestimmten Voraussetzungen jeder Mitarbeiter vom Arbeitgeber berufen werden – die Fachkunde sollte jedoch in einem speziellen Kurs erworben werden, geht es hier doch um Menschenleben.
6.2. Windenergie
- Im handwerklichen Bereich gibt es hier viele verschiedene Zusatzausbildungen, die sich unter anderem mit Sicherungstechniken, Rotorblattwartung, der richtigen Verwendung von Leitern und Tritten, Schweißen und vielem mehr befassen.
- Wer Offshore-Windenergieanlagen montieren oder warten will, braucht ein Hubschrauber-Sicherheitstraining. Hubschrauber-Piloten müssen für Offshore-Einsätze eine Instrumentenflug-Berechtigung vorweisen können.
- Ingenieure, die Windparks berechnen, benötigen neben ihrer allgemeinen Ausbildung gute Kenntnisse in Meteorologie. Hier hilft es, sich Zusatzkenntnisse aufzubauen.
- Der „Verein Deutscher Ingenieure“ (VDI) bietet eine Zusatzausbildung zum Fachingenieur Windenergietechnik an. Diese ist keine Voraussetzung, um in einem bestimmten Gebiet arbeiten zu können, hilft aber, einen detaillierten Überblick über das Thema zu erhalten, wenn man aus einem anderen Fachgebiet kommt.
- Gerade für Führungspositionen ist es auch sinnvoll, über die eigene Nische hinaus Fachkenntnisse zu haben.
6.3. Biogas
Biogasanlagen werden häufig von Landwirten oder kommunalen Trägern betrieben. Um hier in Zukunft den Bedarf an Fachkräften abdecken zu können, bietet die Landwirtschaftskammer Niedersachsen eine Weiterbildung zum „Geprüften Energiewirt Biomasse“ an.
Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft bietet mit ähnlichen Zielen die Weiterbildung zum „Fachagrarwirt Erneuerbare Energien – Biomasse“ an.
Verdienstmöglichkeiten
- Wenn es ums Geld geht, dann war lange Zeit in der Branche nichts zu gewinnen. Zum Glück hat sich das etwas relativiert. Auch im Bereich der Erneuerbaren kann man inzwischen gut verdienen.
- Es gelten ähnliche Regeln wie in anderen Bereichen: Meistens verdienen Akademiker mehr als Handwerker, Spezialisten verdienen mehr als Berufseinsteiger, Führungskräfte erhalten die höchsten Gehälter.
- Frank Asbeck, der langjährige Geschäftsführer eines großen Solar-Konzerns in Deutschland, hat beispielsweise 2015 ein Salär von 890.000 EUR bezogen.
- Geradezu bescheiden mutet dagegen das Gehalt des damaligen Geschäftsführers eines Windpark-Entwicklers von etwas mehr als 150.000 EUR an. Bei beiden Firmen handelte es sich um Firmengruppen mit über 1000 Mitarbeitern, beide gibt es heute nicht mehr.
- Bei Konzernen, die noch mal eine Nummer größer sind, kann das Gehalt der CEOs in die Millionen gehen. Gleichzeitig gibt es in den meisten Firmen Mitarbeiter die im Bereich des Mindestlohnes arbeiten.
- Allgemein kann man sagen, dass häufig ein Job aus dem Umfeld der erneuerbaren Energien schlechter bezahlt ist als eine vergleichbare Stelle in einem anderen Wirtschaftszweig.
Fünf Tipps zum Thema
Wenn das Ziel feststeht, erneuerbare Energien zum Beruf zu machen, gilt es, die geeignete Stelle zu finden. Spezialisierte Jobbörsen helfen dabei. Fünf Tipps zur Arbeit im weiten Feld der erneuerbaren Energien:
- International denken. Viele attraktive Stellen erfordern Reisebereitschaft oder sind ganz im Ausland angesiedelt. Entsprechende Fremdsprachenkenntnisse sind hier hilfreich.
- Weiterbildungen einplanen. Die Branche ist vergleichsweise jung und entwickelt sich nach wie vor weiter. Es ist nicht davon auszugehen, dass die heutigen Techniken in 10 Jahren noch angewandt werden.
- Politisch werden. Erneuerbare Energien sind ein Spielball der Politik – nur wer mitspielt, kann gewinnen. Auf den Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten ist das nicht unbedingt anzuwenden, aber politisches Engagement trägt im Bereich der erneuerbaren Energien zum Erhalt des Arbeitsplatzes bei.
- Persönlich bleiben. Viele, auch größere, Unternehmen sind nach wie vor inhabergeführt und pflegen einen legeren Umgangston. Je nach Firma ist ein Ingenieur im Anzug gnadenlos overdressed. Wenn man aus einer traditionelleren Industrie beispielsweise in den Bereich der Windenergie wechselt, wird man manchmal überrascht werden.
- Geld verdienen. Bei allem, auch Angebrachtem, Idealismus geht es um einen Beruf, in dem Leistung belohnt wird und das Ergebnis den Lebensunterhalt finanziert. Es empfiehlt sich daher im Regelfall nicht, ein zu niedriges Gehalt zu akzeptieren um der Sache zu dienen. Die etablierten Firmen erwirtschaften solide Gewinne und können auch gute Gehälter zahlen.